Aufgabenkultur
Das Projekt Sylber mit dem Einzelvorhaben Aufgabenkultur ist am 30.06.2019 erfolgreich abgeschlossen worden. Einen Überblick über Ergebnisse des Einzelvorhabens finden sie hier.
Zukünftigen Lehrpersonen soll vermittelt werden, wie Aufgaben unterschiedlicher Anforderungsprofile für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Voraussetzungen systematisch ausgewählt, konstruiert, eingesetzt und deren Bearbeitungsergebnisse interpretiert werden können.
Den Ergebnissen der COACTIV-Studie (Kunter, Baumert et al., 2011) zufolge, findet in deutschen Schulen zu selten kognitiv aktivierender und selbständigkeitsfördernder Unterricht statt. Dies zeigt sich insbesondere anhand des im Unterricht verwendeten Aufgabenmaterials. So werden Aufgaben von zu vielen Schülerinnen und Schülern als bloße Aufträge verstanden, die ausschließlich abzuarbeitende „Pensen“ darstellen und nur einen vorgegebenen Lösungsweg haben, der durch Finden und nicht durch Nachdenken bestritten werden kann (Leuders, 2015). Aktuell werden vermehrt Anstrengungen unternommen, Aufgaben zu konstruieren, die die Problemlösefähigkeit der Schülerinnen und Schüler stärken sollen. Diese Aufgaben werden jedoch durch Lehrende im Unterricht kaum ausgewählt, da diese lieber Aufgaben nutzen, die klare Lösungskriterien haben und sich mit dem Einschleifen von Handlungsabläufen beschäftigen (Kaur, 2010), anstatt Lernende vor Herausforderungen zu stellen. Eine andere Betrachtung von Aufgaben wäre jedoch nötig, damit Aufgaben ihren vielversprechenden Anspruch erfüllen können und wirklich Katalysatoren von Lernprozessen darstellen (Thonhauser, 2008).
Dazu werden aus psychologischer Perspektive ein heuristisches Kompetenzmodell zur Aufgabenkultur sowie ein Prozessmodell der Aufgabenbearbeitung auf der Grundlage selbstregulierten Lernens erarbeitet und um empirische Untersuchungen zum computergestüzten kooperativen Lernen ergänzt. Insbesondere wurden zentrale Wirkfaktoren von Aufgabenkultur so operationalisiert, dass sie beim Aufgabeneinsatz in der Praxis konkret gestaltet werden können. Dazu zählen u.a. die strikte Trennung von Aufgabenanforderungen und den Voraussetzungen der Lernenden, Trainingsangebote für (künftige) Lehrende zur Konstruktion kohärenter Aufgabensets sowie Interventionsbeispiele für die direkte und indirekte Förderung selbstregulierten bzw. kooperativen Lernens. Auf Basis dieser Modelle kann sowohl die Wirkung von Aufgaben besser geplant als auch die Hürden bei der Verwirklichung einer lern- und motivationsförderlichen Aufgabenkultur prospektiv vorweg genommen werden.
Der Verwirklichung dieser Aspekte widmet sich das Projekt Professionelle Aufgabenkultur, welches im Maßnahmenpaket der TU Dresden „Synergetische Lehrerbildung im exzellenten Rahmen“ (TUD-Sylber) im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung von Bund und Ländern verortet ist.